Das “Halligan-Tool”
Das Halligan-Tool ist eine besondere Bauform einer Brechstange. Angefügt an eine runde Stahlstange sind auf der einen Seite zwei Werkzeugklingen im Winkel von 90° zum Stiel und 90° zueinander, auf der anderen Seite eine Klinge in einem Winkel von etwa 30° zum Stiel. Durch diese Anordnung kann jede der Klingen mit einem geeigneten Schlagwerkzeug (Spalthammer oder Beil) eingeschlagen und dadurch für nachfolgende Hebelanwendungen ausreichend fest verankert werden.
Anwendungsbereiche
– Brechstange
– Holztüren aufbrechen
– Metalltüren aufbrechen
– Fenster aufbrechen
– unterstützung beim Löschen von Fahrzeugbränden – Türen aushebeln
– Scharnierbolzen entfernen
– Unterstützung zur Menschenrettung
– Öffnungen in Gipskartonwände
– Festpunkt zum Retten/Selbstretten
– Unterstützung beim Eindringen in Metalltore
– Öffnen von Schächten
– Hebelarbeiten
– Entfernen von Zylinderschlössern
– Aufbrechen von Vorhängeschlössern
– improvisierte Leiter
– fester Tritt bei Arbeiten auf Pappdächern
– als Schwelleraufsatz zur PKW-Rettung
…
Bestandteile des Halligan-Tool
Klinge … kann z. B. in enge Spalten geschlagen werden, um diese durch die Flankenkräfte des Keils aufzuweiten.
Dorn … wird verwendet, um Löcher in dünnen Blechen und weichen Baustoffen zu schaffen.
Klaue … Mittelspalt kann in der Art eines Nageleisens (oder zum Brechen von Vorhängeschlössern genutzt werden)
Sicherheit:
– Augenschutz!
– Nie mit Fuß, Schulter od. anderen Körperteilen versuchen, Tür zu öffnen (Verletzungsgefahr)
– Kommandos für „Schlagenden“ (z.B. „Schlag – Schlag – … – [Stopp!]“), bei Wegziehen während Schlag (Verletzungsgefahr!)
Einsatztechniken
Grundsätze zu allen nachfolgenden Techniken!
– Das Halligan-Tool Ist ein Zwei-Mann-Werkzeug.
– Schlagwerkzeug erforderlich!
– Bei Türrahmen aus Holz wird versucht, den Rahmen in Höhe des Türschlosses herauszubrechen. Beim Einschlagen des jew. Werkzeugs soll der Türrahmen gespaltet werden.
– Bei Türrahmen aus Metall wird versucht, die Tür zu verbiegen, während das Schloss intakt bleibt. Man versucht, die Klaue (oder die Klinge) möglichst am ganzen Türblatt (oder Rahmen) vorbei zu bekommen.
– Bei viel Platz und ohne Flashover-Gefahr: Klaue verwenden
– Bei wenig Platz oder Flashover-Gefahr: Klinge verwenden (durch Abwinkelung ist Hebelarm um 90° versetzt, man bleibt hinter Türblatt als Deckung)
– Tür auf Hitze prüfen
– an Tür rütteln
– Warnung für Leute hinter Tür („Achtung – Türöffnung!“)
– ca. 15 cm über oder unter Klinke ansetzen
– Klaue muss offenbar sehr steil (fast 90°) zum Türblatt eingeschlagen werden und während des Schlagens zum Rahmen hin gedrückt werden. Man will möglichst den gesamten Rahmen beim weiteren Hebeln als Widerlager nutzen.
– Auf Türblatt Unterlage (z.B.) Beil kurz vor Drücken (sonst ggf. nur Loch in Tür!)
– nach Türöffnung Tür mit Klinge (oder Bandschlinge) wieder zuziehen (Flashover, …)
Klauentechnik (2 Personen):
– wenn Tür nach außen oder innen öffnet, bei viel Platz, Holztür,
– hohe Kraftentwicklung, bei Zweimannmethode (mit Einschlagen)
– Nachteil: man verlässt beim Öffnen den Deckungsbereich der Tür (Flashover, …)
– Klaue auf Türspalt aufsetzen (steil, fast 90° zum Türblatt)
– Klaue einschlagen
– Griff in Richtung Türblatt (bei nach innen öffnenden Türen) bzw. zur Wand (bei nach außen öffnenden Türen) drücken.
– ggf. nochmal ansetzen mit „Klingen-Technik“ (s.u.)
Klingen-Technik(2 Personen):
– wenn Tür nach außen oder innen öffnet, Holz- u. Stahltüren, bei wenig Platz, bei schlechter Sicht
– Vorteil: man bleibt im Deckungsbereich der Tür (Flashover, …)
– Klinge auf Türspalt aufsetzen
– einschlagen
– nach unten drücken! (oder nach unten und gleichzeitig zur Wand drücken bei nach außen öffnender Tür)
– ggf. in entstandenem „Loch“ Klinge neu ansetzen
– Griff in Richtung Türblatt (bei nach innen öffnenden Türen) bzw. zur Wand (bei nach außen öffnenden Türen) drücken.
Baseball-Technik (1 Person):
– wenn Tür nach innen öffnet, Holztüren
– (mit 1 Person möglich)
– Dorn in Zarge schlagen (so dass Zarge gespalten wird)
– Griff zum Türblatt drücken, gleichzeitig nach unten bzw. oben drücken, um Klinge mit zu nutzen
Zylinderschloss brechen (1 Person):
– ggf. Türblech entfernen (Klaue darunter ansetzen und abhebeln)
– Zylinderschloss in Klaue einführen
– linksdrehen
– rechtsdrehen (bis Zylinder bricht)
– Zylinderrest mit Dorn zur anderen Türseite durchschlagen
Vorhängeschloss brechen:
– Dorn zwischen Schlosskasten und Schlossbügel führen
– Schlag auf Schlagfläche gegenüber Dorn
Oder:
– Klauezwischen Schlosskasten und feste Öse (in die Bügel engehängt ist) schieben
– Ruck nach unten
Scharnierbolzen entfernen
– Dorn koaxial auf Bolzen ansetzen
– auf Schlagfläche gegenüber Dorn schlagen
– ggf. Dorn mit Klaue herausziehen (dabei knapp hinter Klaue schlagen, senkrecht zum Griff)
Wanddurchbruch
– bei Gipskartonwänden
– Klaue in Wand rammen
– Wand nach unten aufhebeln (so dass ein Schlitz entsteht)
– 2. Schlitz daneben analog
– Gipskarton zwischen den Schlitzen herausbrechen
Nachfolgende Videos sollen helfen, die Ausführungen zu veranschaulichen:
Erste Versuche der OFw Oberoderwitz mit dem Halligan-Tool
Gebräuchlichste Methoden (engl.)
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