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Afrika: Improvisation ist alles!

Das war ja zu erwarten: Wiedermal keiner, der mich abholte, um die Kameraden von Marigat auszubilden. Da aber im Hotel hocken doof ist, improvisierte ich und lief ich erneut zur Wache von Kabarnet.

Häftlinge des örtlichen Gefängnisses machten gerade unter den strengen Augen ihrer Wärter den Hof der Fire-Station sauber. Ich wünschte allen einen „Good Morning“ und machte mich an die Arbeit: Reparatur von Schließmechanismen, Jalousien,

Reparatur GF-Tür, Reparatur Scheibenöffner, Demontage/Montage diverser Bauteile und Ordnen der Ausrüstungsgegenstände. Die ganze Zeit wich mir Theo nicht von der Seite, er reichte Werkzeuge heran, beobachtete, wie ich welches Werkzeug einsetzte und schließlich berieten wir gemeinsam neue Lösungen für immer neuere Schwierigkeiten – ein schönes Arbeiten! Danke Theo! Dabei war ebenfalls Improvisation gefragt: Benötigte Schrauben suchten wir von anderen Schrottfahrzeugen und verschiedenen Ersatzteilhaufen zusammen. Bänder für Jalousie-Aufrollungen ersetzten wir durch Panzertape (Gut, dass ich´s in meiner Tasche hatte!). Die Ausstattung mit Werkzeug war dürftig: 9er-Schlüssel-ja, 22er-Schlüssel-ja, 8er-Schlüssel-nein. Während bereits die Dunkelheit hereinbrach gingen wir gemeinsam zufrieden nach Hause.

Bei einer Safari mit meiner Fahrerin Lenah sowie zwei Volunteers des FD Baringo-County konnten wir Nilpferde, Krokodile und unzählige Vogelarten am Baringo-Lake beobachten. Dafür wurde ein Motorboot samt Guide angeheuert, der uns (wirklich) jedes Detail der dortigen Flora und Fauna erklären konnte.

Langsam hieß es Abschied nehmen. Also: Helm in die Tasche gepackt, die „schweren Stiefel“ angezogen und los. Lenah brachte mich nach Nairobi (Danke fürs sichere Manövrieren durch den verrücktesten Straßenverkehr, den ich bis jetzt erlebt habe!). In der Stadt hatte ich stets einen vertrauten Geruch in der Nase: Es roch nach „Feuerwehreinsatz“. Weit und breit war jedoch kein Löschfahrzeug in Sicht. Der Grund: hier brennt und qualmt ständig irgendwas. Manchmal wird am Straßenrand gegrillt und das Mahlzeit verkauft, es wird Holzkohle hergestellt, Müll verbrannt oder Bettler machen sich einfach mitten in der Fußgängerzone ein kleines Feuerchen um sich wärmen zu können. Manchmal ist es aber auch einfach nur ein brennender Autoreifen, der herrenlos neben der Fahrbahn lichterloh kokelt (nebst zugehöriger Rauchsäule – naürlich!)

Vor meiner Abreise hatte ich noch die Gelegenheit, die Familie des Bürgermeisters von Kabarnet kennenzulernen. Er zeigte mir sein Haus und seinen Garten. Kurz vor dem Abflug wurden mir zwei Geschenke überreicht: eine Holzfigur sowie Schmuck für meine Frau – Dankeschön!.

An dieser Stelle sei meiner Frau, Bianca, gedankt. Sie war diejenige, die den ausschlaggebenden Anstoß gab, mich auf das Abenteuer „Afrika“ einzulassen. Außerdem leitete sie meine Texte an „Gixe“ weiter, dem ich ebenfalls danke. Er kümmerte sich um die Veröffentlichung auf unserer Website, wenn meine Internetverbindung vor Ort das nicht zuließ!

Grüße aus Kenja sagt Fred.

July, 17th 2016, Kabarnet, Kenya




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Afrika: Schule brennt!

Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie es in Kenia regnen kann – ich hätte es nicht in der Intensität und Dauer erwartet. Das war aber nicht das Einzige, was mich zwang, einen Tag lang in der Fire-Station von Kabarnet zu bleiben: Alle Bürgermeister der Umgebung wurden nach Nairobi beordert. Deshalb war für mich kein Fahrzeug verfügbar um mich zu meinem angedachten Trainingsort (Eldama-Ravine) für weitere Schulungseinheiten zu bringen.

Naja – ich durfte mir das LF selbst auf den Hof fahren um die Funktionsweise der Heckpumpe genauer studieren zu können. Nachdem ich mit dem diensthabenden Maschinisten, Alex, gesprochen hatte konnte ich einen Bedienungsfehler ermitteln und berichtigen. Des Weiteren wurde klar, dass die Pumpe nicht entwässert werden kann, da die Dichtungen/Ventile so undicht sind, dass sich die 2400 Liter Löschwasser beim Öffnen der Saugseite einfach über den Maschinisten ergießen würden – Eine Trockensaugprobe muss also bis zur Reparatur warten.

Trotz alledem konnte ich die Bauart der Entlüftungseinrichtung ermitteln: es ist eine Abgas-Gasstrahler-Entlüftung. (Dank gilt meinem Vater, Dieter Schulze, fürs detaillerte Erklären dieses Bauteils vor mehreren Jahren!) Den Rest des Tages verbrachte ich mit kleineren Reparaturen. Manchmal ist es schon eine Art bürokratischer Aufwand an einen Schraubenschlüssel zu kommen. Zum Glück hatte ich mein Multitool mitgenommen: Schließmechanismus von 2 Geräteraumfächern repariert, Arretierung Leiter gerade gerichtet, Sitzplätze für Angriffstrupp und Melder nutzbar gemacht usw.

Die Steckleiter fehlte. „Die hat die Polizei geborgt.“ Erhielt ich als Antwort. „Das geht gar nicht!“ erklärte ich, „Was ist, wenn in 10 Minuten eure Schule brennt?!“ Am Nachmittag kam die Polizei und brachte die Leiterteile zurück (ein Häftling musste sie vom Pick-Up entladen). Dem Police-Officer erklärte ich das gleiche für die Zukunft.

Wenn man vom Teufel spricht: In der Nacht brannte tatsächlich eine Schule! Allerdings nicht in Kabarnet, sondern im 25 Kilometer entfernten Kapchepkor. Das Löschfahrzeug von Kabarnet wurde alarmiert. Bei der Ankunft stand ein Großteil des hölzernen Gebäudes bereits in Flammen. Doch die Einsatzkräfte konnten durch den Aufbau einer Riegelstellung mit zwei C-Rohren sowie Impulslöschverfahren das Übergreifen der Flammen auf 3 übrige Klassenräume verhindern. Auch bei der Fahrzeugaufstellung wurde der Trümmerschatten des ca. 7 Meter hohen blechbedachten Gebäudes beachtet. In einer Auswertung am Folgetag wurden Fragen erörtert und ein Alarmierungssystem für die freiwilligen Kameraden besprochen.

Ich bin schon gespannt auf die nächsten Tage.
„Bis dann …“ sagt euer Fred.

July, 15th 2016, Kabarnet, Kenya




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Eldama Ravine, Kenya

Ihr wartet ja sicher schon auf den nächsten Bericht: Und hier kommt er! Nach zwei Tagen intensivem Training in Kabarnet erhielt ich eine kleine „Auszeit“. Ich wurde zu verschiedenen Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkten geführt – very nice! Nun gings weiter in Sachen „Feuerwehr“.

Auf nach Eldama-Ravine! Nach ca. 1 Stunde Fahrt kamen wir (Bürgermeister von Kabarnet, Lena – seine Fahrerin, ich) an. Nach der Ankunft fiel mir auf, dass diese Stadt mit Abstand die sauberste in der gesamten Region war! In einem intensiven Gespräch mit Sammy Kibor, dem dortigen Bürgermeister, wurde mir erklärt, dass er sehr daran interessiert ist, die Stadt attraktiver zu machen – und das, wie man spürt, mit Erfolg!

Irgendwie haben hochrangige Politiker von unserem Projekt Wind bekommen (keiner von uns weiß wie – aber egal!): Es soll in Zukunft eine Fire-Academy zur Ausbildung von Feuerwehrleuten hier im Land errichtet werden. Wow!

Von den sieben Firefightern von Eldama-Ravine wurde ich (wie von allen Leuten hier) herzlich in Empfang genommen. Man fühlt sich sofort „zu Hause“ (Wirklich!!!). Sie haben ein TLF-Wald 3000. Dabei handelt es sich um ein französisches Modell (Marke „Camiva“), welches nach seiner Dienstzeit in Deutschland nach Kenia gespendet wurde. Hauptsächlich ist es mit D-Schläuchen (ab Werk) bestückt. Die Entlüftungseinrichtung scheint auch hier nicht zu funktionieren. Also habe ich mich als Erstes unter das Fahrzeug gelegt, bin „durch die Pumpe gekrochen“ und habe Fotos gemacht, um auch hier die Funktionsweise zu erkennen. Danach sind wir an einen Fluss gefahren, um zu testen und den ein oder anderen Trick aus meinem Maschinisten-Lehrgang auszuprobieren (Dank an Silvio Tietze, Kreisaub.-MA, Fw Seifh.). Leider ohne Erfolg. So bleiben also vorerst nur die 3000 Liter zum Löschen, die das Fahrzeug mit dem eingebauten Löschwassertank mit zur E-Stelle bringt. Zur Neubefüllung soll auch hier das System mit einem erhöhten Wasserreservoir installiert werden – „Hakuna Matata!“ Nun habe ich ein paar Grundsätze in Sachen Unfallschutz und Verlastung von Equipment geschult. Die Kameraden kamen immer näher an mich heran, um auch wirklich jedes einzelne meiner Wörter „aufzusaugen“. Klasse! Zu Schluss gab´s noch ein Highlight für mich: Ich durfte ca. 200 Meter mit diesem 3-achsigen geländegängigen Ungetüm fahren! Was für ein Sound! – was für eine Dieselwolke! – was für ein Grinsen in meinem Gesicht!!!

Allen Lesern und Kameraden schöne Grüße aus Afrika und an meine Afrikanischen Kameraden: „Gongoi Missing!“ Euer Fred

July 12th, 2016, Eldama-Ravine, Kenya




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Training in Kabarnet abgeschlossen

Nun sind die ersten beiden Trainingstage gelaufen. Der Start war etwas holprig, weil ich am ersten Tag 8:00 Uhr durch den persönl. Fahrer des Bürgermeisters vom Hotel abgeholt werden sollte. Als ich 10:30 Uhr immer noch wartete, machte ich mich zu Fuß auf den Weg zur Feuerwache.

Ab dann lief’s ganz gut. Als erstes habe ich den Kameraden meinen Ausbildungsplan vorgestellt und das mitgebrachte Trainingsequipment (Taktiklätze, Teile des Planspiels, usw.) vorgestellt. Danach sind wir sofort ans Fahrzeug gegangen (ein aus Deutschland gespendetes Löschgruppenfahrzeug). Hierbei fiel auf, dass viele der Geräteräume leer waren. Außerdem passen einige Schläuche und Wasserführenden Armaturen nicht zusammen, da verschiedene Kupplungen montiert sind (englisches, französisches und deutsches System). Beim Verlasten der Gerätschaften musste erstmal für ein Grundverständnis von professioneller Feuerwehrarbeit gesorgt werden. Nun wurden die Vokabeln für verschiedene Ausrüstungsgegenstände abgeglichen, um sicherzustellen, dass die Kameraden von denselben Dingen sprechen wie ich. Ebenfalls wurden erste „Safety-instructions“ gegeben: Helm/Handschuhe während der Arbeit an Geräten, betreten des Dachs (vom LF) einzeln, usw. Nach der ersten Theorieeinheit zur Aufteilung der Mannschaft und Gefahrenmatrix war der erste Ausbildungstag gelaufen.

Zwischen beiden Ausbildungstagen war „Id al Fidr“ (muslim. Fest zur Beendigung des Ramadan, vergleichbar mit Weihnachten bei uns – Zeit für einen Ausflug zu den Geysiren am Lake Bogoria). Als Lehre aus dem verzögerten Beginn des ersten Tages habe ich mich durchgesetzt, und dem Bürgermeister erklärt, dass es besser wäre, allein zur Feuerwache zu laufen (ca. 15 min. Fußmarsch). Super Entscheidung! Trotzdem dachte ich, es wäre gut, sich an die afrikan. Pünktlichkeit anzupassen und so kam ich (gewollt) 5 min zu spät – niemand hat mich nach dem Grund gefragt. Super, so macht man sich selbst keinen Stress.

Nun wurde erstmal Gelerntes abgefragt bzw. ergänzt. Danach gingen wir auf das (allseits bekannte) Planspiel ein: Jeder bekam eine Position innerhalb der Crew zugeteilt (Attack-Unit, Water-Unit, Support-Unit), Lesezettel zum Selbststudium in der Amtssprache Englisch verteilt und die ersten Durchläufe durchgeführt. Das war gut so, denn es musste erstmal vom „Urschleim“ der Brandbekämpfungstaktik angefangen werden. Als sehr hilfreich hat sich die Entscheidung entpuppt, die Taktiklätze nach Afrika mitzuschleppen, denn im nun anschließenden praktischen Training hatten die Teilnehmer (as well as me) immer den Überblick, ob jeder das Richtige macht. Zum Training sind wir VOR die Fire-Station gegangen (auch eine meiner Ideen ;-)). Der Grund: Ich wollte die Öffentlichkeit auf die Firefighter aufmerksam machen. Hat funktioniert – es war ein wechselndes Publikum da. Insgesamt vielleicht around 80 People. Herrlich waren die Kinder. Ich habe angeboten, auf den Schlauch treten zu dürfen, um das Restwasser rauszudrücken: prima – wir hatten plötzlich 20 Kinder auf dem Schlauch! Zum Abschluss haben wir – extra für die kleinen Schaulustigen Wasser mit dem B-Rohr abgegeben. Das nenne ich Öffentlichkeitsarbeit. Sollte sich der Gouverneur von Baingo-County tatsächlich entschließen, ein JF-System aufzubauen, wird´s an Mitgliedern wohl nicht mangeln! Für die Lehrgangsteilnehmer gabs abschließend ein Quiz. Der beste bekam einen Fw-Schlüsselanhänger made in Germany.

Zum Schluss habe ich den Kameraden „Gut-Schlauch“ beigebracht (Grüße an Shadow!). Dann ist etwas sehr Bewegendes passiert: Es wurde ein Kreis gebildet, jeder fasste sich an den Händen und es wurde gebetet (aus der Kisuahili-Sprache konnte ich mind. 5 x die Worte „Fred“ und „Trainer“ raushören – Oh Mann – da flossen Tränen (auch jetzt wieder beim Schreiben dieses Textes!).

Ich bin zufrieden, mit dem bis jetzt erreichten. Mal sehen, wie das Training in den Orten Marigat und Eldama-Ravine laufen wird.

Grüße in die Oberlausitz sendet euer Fred aus Afrika.

Kabarnet, Kenia, July 8th 2016




ProKapsogo

Welcome to Africa!

„Welcome to Africa“ oder „Karibu“, wie man auf Kaleinshin sagt, habe ich in den letzten zwei Tagen stets hören dürfen. Alle Leute hier sind sehr freundlich und bereiten einem einen herzlichen Empfang.

Nun habe ich bereits von unzähligen Menschen hier die Hand gereicht bekommen: Manchmal waren es einfach Passanten, aber auch politische Grössen waren vertreten. Gestern wurde ich seiner Exzellenz, dem Gouverneur von Baringo-County vorgestellt. Ich habe ihm ein Ärmelabzeichen der deutschen Jugendfeuerwehr überreicht (ein offizieller Fotograf hat mind. 80 Bilder geschossen!). Als ich über das System „Jugendfeuerwehr“ sprach, zeigte er sich sehr interessiert . Am Ende sagte er zu seinem Assistenten sinngemäss (leise): “Sowas könnten wir vielleicht auch machen, um in Zukunft neue Feuerwehrleute aus der Bevölkerung zu gewinnen.“

Die Kameraden hier haben mich ebenfalls feundlich in Empfang genommen. Wir haben die ersten konstruktiven Gedanken augetauscht. Das Haupteinsatzfahrzeug weist, nach unserem Verständnis, akute Mängel auf: Einige Geräteraumfächer sind extrem schwergängig, die GF-Tür lässt sich nur von außen öffnen, eine Tür des Mannschaftsraums lässt sich gar nicht öffnen, Bis hin zur Heckpumpe, deren Entlüftungseinrichtung defekt ist. Die Kameraden können im Einsatz also nur auf den eingebauten Löschwassertank zurückgreifen. Da es hier kein Hydrantennetz gibt, kann der Tank nur über einen Gartenschlauch befüllt werden (dauert ca. 3 Stunden !!!). Zudem ist der Fakt interessat, dass es auf dem Fahrzeug drei unterschiedliche Systeme an Kupplungen gibt: englisch, französisch und deutsch. Die Schläuche und wasserführenden Armaturen passen also meist nicht zusammen. Drei weitere Löschfahrzeuge sind überhaupt nicht einsatzfähig (Motorschäden, Löschwassertank undicht, Achsbruch, …). In den nächsten drei Tagen werde ich trotz alledem mit der Ausbildung der Kameraden in puncto FwDv3 beginnen. (Meine allseits bekannten Lesezettel habe ich dafür ins Englische übersetzt.) Zusammenfassend sei mit den Worten von Dr. Johannes Pfeiffer aus der „Feuerzangenbowle“ gesagt: „Ich fühle mich hier sauwohl!“

Viele Grüße in die Heimat sendet euer Fred aus Afrika.

Kabarnet, Kenia, July 6th 2016


Letzte Aktualisierung dieses Artikels: 18.07.2016, 00:04